von Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers und Peter Mänz
Zu den Sets, die Ken Adam gestaltete, gehören zahlreiche, zuweilen verborgene Architekturen, in denen Schurken, Politiker oder Könige herrschen, entscheiden und repräsentieren. Diese Machtzentralen haben eine monumentale Größe – von Blofelds gigantischem Hauptquartier im Inneren eines Vulkans in YOU ONLY LIVE TWICE (GB, USA 1967, Regie: Lewis Gilbert) bis hin zum verschachtelten Palast des chinesischen Kaisers in der Verbotenen Stadt von THE LAST EMPEROR (CN, IT, GB, FR 1987, Regie: Bernardo Bertolucci).
Der atomsichere Lagebesprechungsraum der US-Führung in DR. STRANGELOVE OR: HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB (GB, US 1964, Regie: Stanley Kubrick), der so genannte „War Room“, befindet sich tief unter dem Pentagon. Mit ihm werden die paranoiden Ängste der USA vor einem atomaren Krieg zu einer eindrucksvollen Raummetapher geformt. Im 21. Jahrhundert interpretiert der Production Designer Alex McDowell diesen Raum mit Pokertisch und Leuchtring für die Comic-Adaption WATCHMEN (US 2009, Regie: Zack Snyder) neu.
Hochtechnisiert und mit komplexen Überwachungssystemen ausgestattet visualisieren Ken Adams Kommandozentralen die Allmachtsfantasien ihrer Bewohner. In den angrenzenden Versammlungssälen werden Machtkämpfe ausgetragen und Herrschaftsverhältnisse entschieden. Die überdimensionalen Weltkarten oder Globen in den Konferenzräumen versinnbildlichen das Streben nach Weltherrschaft und zugleich den Verlust von Realitätsbezug.