von Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers und Peter Mänz
Eine schlanke Pyramide wächst in die Höhe, an Stelle von Kirchenfenstern leuchten farbige Diagramme und Monitore. Im Zentrum des Raumes hat auf einer Bank aus Acryl ein megalomaner Bösewicht Platz genommen. Der „Pyramid Control Room“ in MOONRAKER (GB, FR 1979, Regie: Lewis Gilbert) zitiert eine sakrale Form und interpretiert sie als technoiden Tempel der Macht neu. Wie in einem Gemälde von Lyonel Feininger visualisiert Ken Adams Zeichnung die Dynamik der spitzen Raumform und ihre zahlreichen Lichtbrechungen.
Die Kunstgeschichte sakraler Bauten reicht weit zurück, und Ken Adam weiß sie in all ihren Facetten zu nutzen und wirkungsvoll fortzuschreiben. Klassische Kirchenbauten finden sich in seinem Werk ebenso wie antike Tempel oder ein – unrealisierter – futuristischer „Meditation Room“ für STAR TREK – THE MOTION PICTURE (US 1979, Regie: Robert Wise). Fort Knox, das Lager der amerikanischen Goldreserve, gestaltet Adam als eine Kathedrale, in der er – gänzlich unrealistisch und doch visuell zwingend – meterhoch Goldbarren türmt. Seine riesige Schalterhalle einer Bank in PENNIES FROM HEAVEN (US 1981, Regie: Herbert Ross) versinnbildlicht die Finanzkraft des Geldinstituts und verstärkt die Gestaltung mithilfe edler Interieurs wie Marmorböden, Art déco-Leuchten und glänzender Messinggeländer.