von Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers und Peter Mänz
Privaträume charakterisieren ihre Bewohner, deren soziales Milieu und persönliche Vorlieben. Auch lässt sich die emotionale Verfassung einer Figur aus der Gestaltung ihrer Wohnung ableiten. Allein anhand der zahlreichen von Ken Adam gestalteten Schlafzimmer, die – kühl oder opulent, repräsentativ oder verspielt – intime Vorlieben der Protagonisten offenbaren, wird seine Kunst der Charakterzeichnung einzig mithilfe des Production Designs deutlich. In SLEUTH (GB, US 1972, Regie: Joseph L. Mankiewicz), einem kammerspielartigen Zweipersonen-Stück, wird ein feudales Herrenhaus mit all seinen Winkeln und raffinierten Fallstricken gewissermaßen zum dritten Protagonisten.
Adam entwirft ganze Häuser, etwa das windschiefe Gothic-House der Addams-Familie, erweitert vorhandene Gebäude, zum Beispiel das Las Vegas Hilton Hotel, das sich durch seinen Anbau zum “Whythe House“ wandelt, oder verbindet verschiedene Exterieurs und Interieurs fließend miteinander. Die eleganten, cool modernistischen Apartments, die James Bond zuweilen besucht, entstammen meist gänzlich Ken Adams Phantasie und werden im Studio realisiert. Selten greift er hier auf originale Locations zurück – wie beim „Elrod House“ des Architekten John Lautner, das mit Sichtbeton und eleganten Rundungen genau seiner eigenen Formensprache entspricht.